Weltkulturerbe Orgel

Was haben unser norddeutsches Wattenmeer, das Fagus-Werk in Alfeld und das Bremer Rathaus mit dem Roland gemeinsam? Zusammen mit dem Hildesheimer Dom und vielen weiteren schützenswerten Kostbarkeiten wurden sie von der UNESCOzu den 46 in Deutschland befindlichen Welt-Erbestätten auserkoren. Aber wussten Sie auch, dass die UNESCO auchnicht-materielle, also „immaterielle“ und hochspezialisierte Erfahrungen und Fähigkeiten der 400 deutschen Orgelbaubetriebe mit ihren 2.800 Mitarbeitern, 180 Lehrlingen sowie 3.500 hauptamtlichen und zehntausenden ehrenamtlichen Organisten 2017 zum Weltkulturerbe benannt hat? Damit wird die deutsche Orgellandschaft mit gegenwärtig ca. 50.000 Orgeln als weltweit einzigartiges und besonders schützenswertes Kulturgut eingestuft - und ein wertvolles Meisterwerk dieser seit vielen Generationen weiterentwickelten Orgelbaukunst steht in unserer St. Thomaskirche! Es repräsentiert zugleich die Herkunft norddeutscher Orgelbaukunst in Verbindung mit regionalspezifischer Historie, indem es ein Werk des hannoverschen Hoforgelbauers Christian Bethmann ist, den wir gut als „Enkelschüler“ des weltberühmten Orgelbaumeisters Arp Schnitger bezeichnen dürfen. Über Chr. Bethmann werden Sie in einem unserer nächsten Gemeindebriefe Genaueres erfahren.

Trotz aller Corona-Beschränkungen konnte ich vor kurzer Zeit zwei wunderbare Konzerte in Stadthagens Martinikirche und in der hannoverschen Marktkirche verfolgen. Auch wenn ich in meinem Leben schon sehr viele Konzerte hören und bei zahlreichen Konzerten selbst mitwirken durfte, muss ich gestehen, dass ich selten den ausführenden Musikern so dankbar war wie gerade jetzt in dieser grauen Zeit. Erst wenn es fast keine Life-Musik mehr geben darf, wird mir bewusst, wie kostbar uns unsere schützenswerte Musikkultur erscheint. Also bekämpfe ich den gegenwärtigen Corona-Blues und setze mich dafür ein, dass auch trotz dieser schwierigen Pandemie-Zeit unsere wertvolle und unter Denkmalschutz stehende Bordenauer Bethmann-Orgel wieder in ihren bestmöglichen Zustand versetzt wird. Unsere Organisten sowie unser hiesiges Orgelbauhandwerk müssen diese Durststrecke unbedingt überleben. Sobald es die Umstände erlauben, wollen wir wieder ermutigende Orgelmusik in St. Thomas hören! Lassen sich mit der Aussicht auf das „Licht am Ende des Tunnels“, also mit der Aussicht auf wunderschöne Gottesdienste und belebende Orgelmusik die gegenwärtigen Abstands- und Maskenregeln nicht schon ein wenig leichter ertragen?

In den nächsten Gemeinderundbriefen erfahren Sie regelmäßig mehr über unser äußerlich so unscheinbares Schatzkästchen auf der St. Thomas-Empore. Sie lesen dann mehr über „unseren“ Christian Bethmann, wir informieren Sie über die notwendigen Restaurierungsschritte und geben Ihnen so viele Einblicke in die „Königin der Instrumente“, dass auch Sie sich neugierig und gespannt auf den Tag freuen dürfen, wenn sich unser St. Thomas-Kirchenschiff nach vielen gemeinsamen Anstrengungen wieder mit herrlichen Orgeltönen füllt.  (Hanns Stahmer)