Wenn dein Kind dich morgen fragt ...
So beginnt ein Lied aus dem Liederheft Lebensweisen, dass zum Kirchentag 2005 erschien. Zu finden ist dieses Lied unter dem Titel „mehr als dies“ und kein geringerer Künstler als Heinz-Rudolf Kunze hat dieses Lied zum damaligen Kirchentag beigesteuert. Das ist nun auch schon wieder 20 Jahre her. In einem Interview sagte er damals, dass er sich bis zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Liedes eher als „evangelische Karteileiche“ gesehen hat, zwar nicht ausgetreten, aber auch nicht aktiv. Er kommt zu der Aussage, dass es gut ist, zu seinem Glauben aktiv zu stehen. Die Zugehörigkeit zum Christentum ist für ihn mehr wert als moderne Beliebigkeit. Soweit der Sänger im Jahr 2005.
Manchmal wird mir etwas mulmig, wenn ich mir vorstelle, welche Antworten Kinder in den nächsten Jahrzehnten bekommen werden, wenn sie Fragen nach dem Glauben und der Kirche stellen. Wer ist dieser Jesus? Warum bekommen wir an Weihnachten Geschenke?
Mulmig wird mir nicht, weil ich Bedenken habe, dass die Antworten nicht richtig sind, mulmig wird mir, weil ich Bedenken habe, ob es überhaupt noch Antworten geben wird.
Weil viele für sich entschieden haben, mit der Tradition und Herkunft unserer Werte abzuschließen, weil sie glauben können ohne die Gemeinschaft der Christen und überhaupt Kirche ein negatives Image hat. Weil sie ihr eigenes Glück machen und für sich selbst sorgen und wenig Zeit für anderes haben. All das kann ich gut verstehen und nachvollziehen. Das in Summe führt dazu, dass „die Kirche“ sich aus der Fläche zurückziehen wird und nicht mehr das tut, was ihr Auftrag ist: Die Liebe Gottes in tatkräftiger Unterstützung im gemeinschaftlichen Miteinander und in der Fürsorge für Benachteiligte, im Schutz der Erde und in der Anerkennung der Gleichheit aller Menschen lebendig werden zu lassen. Weil sie das nicht mehr tun kann, wenn es keine aktiven Christen mehr gibt, die ihren Glauben vor Ort leben und das Leben in der Gemeinschaft gestalten wollen. Sich Angebote für Kinder oder Ältere oder Familien überlegen und, und , und…
Wenn Kirche sich zurückziehen muss, werden viele soziale Aufgaben in unserer Gesellschaft nicht mehr getan, vielleicht ja auch nicht mehr nötig ist, denn wenn jeder für sich sorgt ist an alle gedacht. Allerdings werden postwendend die Rufe laut, wie das denn sein kann, dass „die Kirche“ sich zurückzieht, wo sie doch für alle da sein muss per Auftrag von ganz oben. An dieser Stelle beißt sich die Katze in den Schwanz.
Ich hoffe, dass Menschen weiterhin auskunftsfähig bleiben können über die christliche Tradition ihrer Werte. Ich hoffe, das Antworten weiterhin gegeben werden. Und im Zuge dieses „sich Erinnerns“ Glaube und Gemeinschaft lebendig bleibt, egal wie Kirche in Zukunft aussieht.
Wer ist dieser Jesus? Jesus ist der Sohn Gottes. Er wird an Weihnachten in Armut in einem Stall geboren, er hat kein privilegiertes Leben und wendet sich zeitlebens anderen Menschen zu, um ihnen von der bedingungslosen Liebe Gottes zu erzählen. Aber nicht nur das. Er nimmt sich Zeit für die Menschen und sieht sie mit Liebe an, so dass ihre Seelen gesund werden. Er steht dafür ein, dass wir, wenn wir Mist gebaut haben, trotzdem Gottes geliebte Kinder bleiben. Er gibt Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
Warum bekommen wir an Weihnachten Geschenke? Weil wir weitergeben, was wir geschenkt bekommen haben: Jesus, Liebe, Vergebung, Leben. Klingt kitschig, könnte man aber kurzgefasst so beschrieben. Wir müssen uns nicht fürchten in der Welt, wenn wir an Jesus festhalten. Das ist ein so großes innerliches Geschenk, dass man es mit der Weitergabe von materiellen Geschenken zum Ausdruck bringt.