Schenken

Schenken kommt von Einschenken

So sagt es das Wikiwörterbuch im Internet über das Verb „schenken“. Oder noch präziser: Schenken kommt von „das Glas schief halten“, so dass man etwas einschenken kann. Erst im Spätmittelalter wandelte sich die Bedeutung dahingehend, dass ein Geschenk etwas sei, was man dem anderen ohne Entgelt darreiche und das er behalten könne. Einschenken, ausschenken, da denkt man in dieser Zeit vielleicht an den Glühwein- oder Punschstand auf unseren Weihnachtsmärkten, wo ordentlich ein-und ausgeschenkt wird, allerdings (leider) gegen Entgelt.

Einschenken, da fällt mir im biblischen Zusammenhang der Psalm ein, den viele von uns auswendig gelernt haben. „Du schenkest mir voll ein“ heißt es in Psalm 23. Jemandem einschenken, das volle Glas darreichen, das er dann leeren darf, ist eine gastfreundliche Geste der Zuwendung, finde ich. Der Psalmvers spricht davon, dass Gott schenkt, was zum Leben gebraucht wird. Gott schenkt das Glas voll, schenkt uns das Leben und die Freiheit es zu gestalten.

Wir alle sind sicherlich schon längst dabei, uns Gedanken über Weihnachtsgeschenke für unsere Liebsten zu machen. Was wollen wir verschenken? Was wünschen wir uns geschenkt zu bekommen? Was soll zum Weihnachtsbraten ausgeschenkt werden?

Oder anders gefragt. Wie wende ich mich dem anderen zu, so dass dieser merkt, dass er mir am Herzen liegt? Eine Frage der Haltung, finde ich, losgelöst von dem, was dann wirklich unter dem Geschenkpapier hervorkommt.

„Du schenkest mir voll ein“. Für uns Christen hat Gott dieses Psalmwort an Weihnachten noch einmal konkretisiert. Er hat uns seinen Sohn geschenkt, an dem wir noch einmal eindrücklicher ablesen können, was es heißen kann, sich dem anderen zuzuwenden: Zeit verbringen mit denen, die am Rande stehen, zum Beispiel. Dass Menschen an Gott bzw. Jesus glauben ist auch wiederum ein Geschenk. Das Geschenk des Glaubens kann man nicht verschenken (manch einer wünscht sich vielleicht in diesen turbulenten Zeiten eine Art Glaubens-oder Hoffnungsgutschein mit auszahlbarem Restguthaben verschenken zu können), man kann es nur empfangen. Man kann es nur empfangen, wenn es an der Zeit ist. Und die Zeit bestimmt man nicht selbst. Wenn uns der Becher vollgeschenkt wird und gereicht wird, werden wir es merken, so wie die Menschen damals es merkten, als der Stern von Bethlehem über der voll eingeschenkten Krippe im Stall schien. Lassen wir uns überraschen-auch dazu sind Geschenke da.

Eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch für Sie und Ihre Liebsten mit den besten Wünschen für 2024 

Ihre Alida Griese

P.S. Schenken Sie uns Ihre Stimme und nehmen Sie bitte an der Kirchenvorstandswahl am 10. März 2024 teil.