Der letzte Koffer ist im Auto verstaut. Sonnenmilch, Bücher und Badezeug sind eingepackt. 

Jetzt noch eine kurze Runde durch den Garten und zum Bienenstand - das gehört für mich vor dem Urlaub immer dazu. 

Meine Bienen fliegen eifrig ein und aus und auch die 26 Grad im Schatten scheinen sie nicht zu stören. Die Luft ist erfüllt von lautem Summen, es duftet nach Wachs und Honig. Unzählige Bienen umschwirren mich sofort. 

Sie fliegen, um Blütenpollen und Nektar zu sammeln und schließlich schwer beladen wieder in die Bienenstöcke zurückzukehren. 

Sommer heißt für sie Nahrung ohne Ende - Arbeit ohne Ende. An Entspannung oder Urlaub scheinen sie nicht zu denken. 

“Der Fleiß der Bienen soll dir als Vorbild dienen” - so stand es früher in großen weißen Buchstaben an meinem Bienenhaus in der alten Heimat. 

Ja, fleißig sind sie, meine Bienen. Wenn ich früh morgens noch im Bett liege, fliegen sie bereits ein und aus. Zielstrebig, immer die besten Trachtpflanzen im Visier. Sie kennen keine Ruhe, keine Entspannung und nehmen auch keinen Urlaub. Nicht umsonst entstand wohl der Spruch, dass wir uns am Fleiß der kleinen Insekten orientieren sollen.

Doch der Fleiß der Bienen hat auch seine Schattenseiten: Sie kennen kein Arbeitszeitgesetz, haben keinen Urlaubsanspruch. Sie arbeiten und arbeiten und arbeiten. Ein Leben lang für einen einzigen Teelöffel Honig. Sie arbeiten so hart, bis sie an ihrem eigenen Fleiß und ihrer eigenen Arbeit sterben. Nur etwa 6 Wochen lebt eine Biene im Sommer. Dann sind ihre Flügel abgenutzt. Sie können kaum noch fliegen und auch ihre Haare an Brust und Rücken, mit denen sie Pollen sammeln, fallen nach und nach aus. 

Ein Leben allein für das Volk, niemals für sich selbst - das ist die Einstellung der Bienen. 

Und so stelle ich mir die Frage, ob mir dieser Fleiß wirklich als Vorbild dienen sollte: Will ich das? Ein Leben für die Gemeinschaft - okay. Aber eine Arbeit, an der ich zugrunde gehe? Da bin ich doch froh, dass ich die Möglichkeit habe, Urlaub zu nehmen!

Ja, Urlaub steht an. Nun heißt es für mich einfach mal ausspannen und nicht fleißig sein. Ich beende meine Runde durch den Garten und sage zu meiner Frau “Wir haben’s”. Jetzt heißt es für uns, mit dem Ziel im Navi in die Erholung. 

                                                                                 Lucas Pfannkuche