Titel-Thema: Warum bist Du hier?

Warum bist Du hier?

Das ist eine von vier Fragen, die wir in den kommenden Gemeindebriefen Ihnen und uns selbst stellen möchten, und zu denen es jeweils einen oder zwei thematische Gottesdienste geben wird. 

Wenn man „warum bist du hier“ in eine Internetsuchmaschine eingibt, wird man sehr schnell bei einem Interviewformat von der Schauspielerin Annette Frier fündig. Im zweiten Lockdown 2020 war sie, so wird berichtet, der Inzidenzendiskussion müde und fing an, existentielle Fragen des Menschseins zu stellen. Durch das Stillstehen der äußeren Welt, wurden diese Fragen, die zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person auffordern, angeregt.

Spannende Interviews können auf youtube dazu angeschaut werden.

Warum bist Du hier? Diese Frage stellen wir Ihnen und Euch nun in dieser Gemeindebriefausgabe.  Diese Frage kann klein gefasst werden („warum bist Du an diesem Ort?“) oder groß („warum bist Du überhaupt auf der Welt?“), ganz wie Sie und Ihr möchtet.

Wir werden angeregt, uns mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen, oder geraten ins Philosophieren über den Sinn des Lebens. Das taten schon die Philosophen seit der Antike.

In der Antike setzen sich Platon und Aristoteles damit auseinander. Der Sinn des Lebens bestand-hier nur sehr verkürzt dargestellt- im Erlangen von Glückseligkeit. Diese gäbe es nur, wenn der Mensch in sich selbst prüfender Weise mit seiner Seele im Einklang sei. 

Im Mittelalter, als das Christentum in Europa dominierte, übernahm dieses das Deutungsmonopol über den Sinn des Lebens: Ein sinnvolles Leben kann es nur geben, wenn man die sakralen Gebote hält. Diese Ansicht hielt sich bis hin zur Aufklärung. Immanuel Kant ist hier zu nennen und die Aufklärung war und ist eine wichtige Epoche für das Christentum.

Kants Aussage „sapere aude“, „habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ , rückte die Verantwortung des Einzelnen im Gegensatz zu Autoritäts-und Institutionshörigkeit stärker in den Blick. Die Moral, der sich alle freiwillig „unterwerfen“, kann ein vernünftiges Leben ermöglichen, das zumindest Zufriedenheit anstrebt. (kategorischer Imperativ: Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde). 

Über sich anschließende philosophische Sichten der Moderne (z.B. Nietzsche, Satre) bis zu unserer Gegenwart ließen sich Bücher füllen. 

Für das Christentum ist die Aufklärung eine sehr wichtige Epoche gewesen: Mündigkeit, Urteilskraft und Bildung unterstreicht dabei der Theologe und Philosoph D.F.E. Schleiermacher.

Einen spannenden Artikel „Religion und Aufklärung“ gibt es von unserer Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr unter https://www.ekd.de/060313_bahr_religion_aufklaerung.htm

Soweit die Theorie in grobschlächtigen Ausschnitten. Praktisch und erlebbar und spannend aber wird es dann, wenn wir selbst Antworten überlegen und uns austauschen. So spannend, wie das Interviewformat von Anette Frier mindestens!

Also: Warum bist Du hier?

Bring Dich und Deine Antworten mit zum Gottesdienst am 26. Mai 

Ihre/Eure  Alida Griese