Früher war es allgemein üblich, dass die Gemeinde die Kirche nach dem Gottesdienst verließ, während das Orgelnachspiel erklang. Diese auch heute noch verbreitete Übung hat für die Organistin / den Organisten den Vorteil, dass Fehler kaum auffallen, weil man im Hinausgehen nicht so genau hinhört. Dem steht jedoch als gravierender Nachteil gegenüber, dass die Gemeinde es weniger wahrnimmt, wenn sich die Organistin / der Organist mit dem Nachspiel besondere Mühe gibt und es relativ sinnlos ist, zum Abschluss leise oder längere Stücke zu spielen, die beim Verlassen der Kirche nur undeutlich oder unvollständig aufgenommen werden können.
Deshalb gefällt es mir besonders gut, dass sich die Gemeinden in der Johanneskirche und in der Liebfrauenkirche nach dem Segen noch einmal setzen und dem Orgelnachspiel zuhören. In der Johanneskirche zeige ich dabei mithilfe einer Power-Point-Präsentation, welche Stücke welcher Komponisten zu hören sind. Oft werde ich anschließend auf das Nachspiel angesprochen, insbesondere wenn es sich um weniger geläufige Werke handelt wie die Aria in F-Dur des zeitgenössischen englischen Komponisten Noel Rawsthorne. Einige dieser Nachspiele habe ich aufgenommen und zum Nachhören bei youtube eingestellt. Sie finden dort Werke aus dem 18. bis 20. Jahrhundert sowie eigene Choralbearbeitungen, z.B. zwei Variationen von „Geh aus mein Herz“ im Boogie- und im Reggaerhythmus. Dazu brauchen Sie nur auf der Link rechts klicken.
Michael Giers
Dr. Michael Giers hat 1975 die Prüfung für den nebenamtlichen Organistendienst bestanden und war seitdem in dieser Funktion in vielen Gemeinden tätig. Seit 2008 begleitet er abwechselnd mit einer Kollegin und mehreren Kollegen die Gottesdienste in der Neustädter Johanneskirche und hilft gelegentlich in der Liebfrauenkirche aus.